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Liebst du naturtrüben, unpasteurisierten Apfelessig? Hast du vielleicht schon mal darüber nachgedacht, ihn selber zu fermentieren? Das ist eine fabelhafte Idee, denn Apfelessig selber machen ist wirklich unkompliziert, ein spannendes Bio-Chemie-Projekt und ausserdem hast Du die Möglichkeit, die Qualität und den Geschmack selber zu bestimmen.

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Für dieses Rezept benutzt du idealerweise den Trester vom Mosten. Fast genauso gut sind die Apfelschalen und Kerngehäuse, die beim Verarbeiten von Äpfeln übrig bleiben und oft im Müll landen. Durch die Verwendung dieser Teile des Apfels reduzierst du nicht nur deinen Abfall, sondern du erhöhst auch den Nährwert des Essigs. Die Schalen und Kerne enthalten viele wertvolle Nährstoffe, wie Pektin, das gut für die Verdauung ist, sowie Antioxidantien und Vitamine.

Also, wenn du das nächste Mal Äpfel isst, bewahre die Schalen und Kerngehäuse auf und verwende sie für die Herstellung von Apfelessig. Auch Fallobst ist gut geeignet. Zusätzlich brauchst du noch Zucker und Wasser, Hefe ist optional.

Apfelessig selber machen ist ein zweistufiger Prozess

Zuerst muss der fruchteigene und zugesetzte Zucker durch die wilden Hefen, die auf den Äpfeln und in der Luft vorkommen, in Alkohol umgewandelt werden. Für die alkoholische Gärung ist es hierbei, wie sonst üblich, nicht nötig, Sauerstoff auszuschließen, so dass du einfach irgendein Gefäss benutzen kannst, was du mit einem Tuch und Gummiband gegen Staub und Fruchtfliegen schützt. Denn der Prozess der alkoholischen Gärung von Früchten und Fruchtsäften ist durch die Umwandlung von Einfachzuckern in Ethanol durch Crabtree-positive* Hefen, insbesondere Saccharomyces cerevisiae, gekennzeichnet.

Diese Hefen produzieren bereits während der aeroben Gärung Alkohol und kommen in der Natur besonders auf Früchten vor. Wie unter Hobbybrauer:innen diskutiert, ist es zuhause praktisch unmöglich, den Ansatz mit so viel Sauerstoff zu sättigen, dass keine alkoholische Gärung stattfinden würde. Praktisch, oder?

Im zweiten Schritt, wenn Alkohol entstanden ist, spielen die Essigsäurebakterien die Hauptrolle. Auch sie sind natürlicherweise in der Luft und auf den Früchten selbst vorhanden und benötigen Sauerstoff, um den Alkohol zu Essigsäure zu fermentieren. Deswegen kannst du einfach dasselbe Gefäss weiter benutzen.

Apfelessig oder Apfelstücke in Zuckerwasser?

Im Internet und auf Social Media sieht man oft ein paar wenige, grob zerteilte Apfelstücke in Zuckerwasser schwimmen, was dann Apfelessig werden soll. Dieses Gebräu aus Zucker mit Apfelgeschmack enthält keine der wertvollen Inhaltsstoffe, die in echtem Apfelsaft zu finden wären, und geschmacklich kommt das Ergebnis gutem, traditionell zubereiteten Apfelessig nicht mal nahe.

Es ist schade, wenn man sich so viel entgehen lässt. Vor allem, weil guter Apfelessig nicht aufwändig zu machen ist. Mit dem Trester, der beim Pressen übrig bleibt, quasi einem Apfelaufguss in Wasser und etwas zugesetztem Zucker, hast du eine wunderbare Möglichkeit, die Reste zu verwerten und einen großartigen Allzweckessig mit viel Geschmack und Nährstoffen herzustellen. Auch klein gehackte Apfelreste in grossen Mengen sind eine gute Basis zum Apfelessig selber machen.

Braucht man zusätzlichen Zucker zum Apfelessig selber machen?

In diesem Rezept wird Zucker hinzugefügt. Der Zucker dient den wilden Hefen als Nahrung und wird größtenteils, wenn nicht sogar ganz, im Laufe der Fermentation abgebaut. Der Fruchtzucker aus den Äpfeln kann ausreichend sein, wird dir aber nicht zuverlässig dasselbe, beste Ergebnis liefern, so dass ich die kleine Zugabe von Rohrohrzucker oder Haushaltszucker empfehle.

Ich werde häufig gefragt, ob man auch Honig oder Ahornsirup verwenden könne. Die Antwort ist ja, beides kann als Zuckerquelle für die Fermentation von Apfelessig verwendet werden, da beides einen hohen Anteil an Zucker enthält. Es ist jedoch wichtig zu beachten, dass die Verwendung den Geschmack des Apfelessigs beeinflusst, weil die Süsse den säuerlichen Geschmack möglicherweise überlagern kann. Ausserdem funktioniert es nicht ganz so gut und führt dazu, dass der gesamte Prozess länger dauert.

Apfelessig selber machen

Apfelessig selber machen

Portionen

12

Zubereitungszeit

25

Minuten
Fermentationsdauer

5-6

Monate

Zubehör

  • grosses Glas (1)
  • Geschirrtuch oder Serviette (1 )
  • Gummiband (1 )

Apfelessig aus Apfelresten ist Zero Waste mit Nährwertbonus und somit eine nachhaltige und umweltfreundliche Methode, um Lebensmittelabfälle zu reduzieren. Der Nährwertbonus kommt von Schale und Fruchtfleisch von Äpfeln, die viele wichtige Vitamine und Ballaststoffe enthalten.

Mit diesem Rezept können wir also nicht nur unseren ökologischen Fußabdruck reduzieren, sondern auch eine gesunde Ernährung fördern.

Zutaten

  • 3-4 handvoll Apfelreste [ bio ]

  • 1-2 EL Rohrohrzucker

  • 1 Liter Wasser

  • 2 gr. Weinhefe [ optional ]

Anleitung

  • Das Wichtigste beim Apfelessig selber machen ist, dass alle Küchengeräte und das Glas sehr sauber sind. Spüle alles mit heissem Wasser, bevor du beginnst.
  • Das Glas zu 3⁄4 mit kleingeschnittenen Apfelresten füllen.
  • Den Zucker im Wasser auflösen. Pro Liter nimmst Du 1-2 EL, je nachdem, wie süss die Äpfel sind. Das Glas mit dem gezuckerten Wasser füllen, so dass die Äpfel vollständig und großzügig bedeckt sind.
  • Das Glas mit dem Geschirrtuch und dem Gummiband verschliessen. An einen warmen, eher dunklen Ort stellen und täglich 1-2 Mal umrühren, damit die Apfelstücke bedeckt bleiben und kein Schimmel entsteht. Die wilden Hefen und Bakterien beginnen jetzt, den Zucker zu fermentieren. Es ist normal, wenn du Blasen oder Schaum an der Oberfläche siehst – das sind die Gase, die während des Fermentationsprozesses freigesetzt werden.
  • Wenn du Hefe benutzen möchtest, löst du sie nach 2 Tagen in etwas Wasser auf und fügst sie hinzu. Pro Liter brauchst du 2 Gramm. 30 Minuten nach dem Zufügen muss kräftig umgerührt werden, um Sauerstoff einzuarbeiten und die Hefe zu beleben.
  • Nach 3-4 Wochen durch ein feines Sieb gießen, um die Apfelstücke zu entfernen und die Flüssigkeit in das Glas zurückgeben. Wieder mit dem Tuch bedeckt halten. Ab jetzt sollte der beginnende Essig weiterhin dunkel, aber eher kühl stehen. Die Gärung bei einer Temperatur von 4–16 °C ist für Apfelessig von Vorteil, da sie zu einer langsameren Gärung mit weniger Verlust an zarten Aromen führt.
  • Wenn der Essig den Geschmack erreicht hat, der Dir zusagt, wird er in saubere Flaschen abgefüllt. Er kann sofort konsumiert werden, profitiert aber von einer weiteren Lagerung. 5-6 Monate sind optimal.
  • Idealerweise ist beim Fermentieren eine Essigmutter entstanden, die du sie in Essig aufbewahren und deinem nächsten Essigansatz zufügen kannst. Eine gute Essigmutter kann immer wieder verwendet werden, um neuen Apfelessig herzustellen.

Nährwertanalyse

  • Calories: 5kcal

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Ist das Kahmhefe auf dem Apfelessig?

Ein paar Tage, nachdem du aufgehört hast, Deinen Apfelessig umzurühren, kann es vorkommen, dass sich etwas bildet, was wie Kahmhefe aussieht. Natürlich kann es sein, dass sich wirklich Kahmhefe entwickelt – dann solltest du sie mit einem Küchentuch entfernen und einen Schuss fertigen Essig hinzufügen, um erneutes Wachstum zu verhindern.

Es kann aber auch sein, dass die vermeintliche Kahmhaut eine entstehenden Essigmutter ist, eine Mischung von Mikroorganismen, die für die Fermentation von Alkohol zu Essig verantwortlich sind.

Eine Essigmutter entsteht auf natürliche Weise

Sie besteht aus Essigsäurebakterien und Hefen, die sich in Form von Zellulose-Fäden miteinander verbinden und auf der Oberfläche des Apfelessigs bilden. Diese Mutter ist ein natürlicher Bestandteil des Apfelessigs. Sie sorgt dafür, dass der Apfelessig weiter fermentiert und die Essigsäurebakterien vermehrt werden, was zur Bildung von mehr Essigsäure führt. Darüber hinaus enthält die Mutter auch Enzyme und probiotische Bakterien, die gesundheitliche Vorteile bieten können.

Es ist wünschenswert, dass bei selbstgemachtem Apfelessig eine Essigmutter entsteht. Durch die Zugabe von unpasteurisiertem Essig nach 5-6 Tagen kann das Wachstum gefördert werden.

Balsamico aus Apfelessig selber machen

Selbstgemachter Apfelessig ist ja schon toll, aber hast du schonmal Apfel-Balsamessig selber angesetzt? Probiere es einfach mal aus und lass dich überraschen! Das Fermentieren von Apfelessig und Apfelbalsamico zu Hause ist eine großartige Möglichkeit, deine Küche mit hausgemachten und gesunden Zutaten zu bereichern. Es erfordert nicht viel Aufwand oder Material, und du wirst mit leckeren und nährstoffreichen Produkten belohnt.

Du brauchst dafür einen wirklich guten Apfelessig, am besten den, den du selber fermentiert hast. Und am besten selbstgemachten, lange eingekochten Apfelsirup.

Es geht auch noch einfacher, mit Zuckerzusatz.

Gute Qualität – und dabei viel Geld sparen

Für richtig guten Apfel-Balsamessig setze eine Mischung aus 80% Apfelessig und 20% Apfelsirup an. Und dann je nach gewünschter Süße und Geschmack einfach mehr Essig oder Sirup zugeben und in einer geschlossen Flasche im Dunkeln reifen lassen. Für extra Aroma kannst du Deinen Balsamico auch im Holzfässchen lagern oder ein paar Holzspäne für den Geschmack zugeben: Kastanienholz gibt ein tanninhaltiges Aroma, Kirschholz hebt die fruchtig süße Note hervor, Wacholder würzt und Eiche rundet den Geschmack ab. 

Wenn Du keinen Sirup benutzt, gibst du den Apfelessig in einen Topf und fügst Zucker hinzu, 1-2 Esslöffel pro 250 ml Essig. Auf niedriger Hitze auf die Hälfte seines Volumens reduzieren. Das dauert ein paar Stunden. Sobald der Apfelbalsamico eingedickt ist, in eine saubere Flasche geben und ablagern lassen. Auch hier kannst Du Aromen von Hölzern hinzufügen.

Du hast jetzt deinen eigenen hausgemachten Apfelbalsamico!


* Der Crabtree-Effekt (nach dem englischen Biochemiker Herbert Grace Crabtree; auch Glucose-Effekt) beschreibt, dass Hefezellen unter bestimmten Bedingungen auch bei Vorhandensein von Sauerstoff Ethanol statt Kohlenstoffdioxid produzieren. Dies tritt auf, wenn die Glucose-Konzentration einen bestimmten Wert überschreitet.

14 Kommentare

    • Hi Kelly,

      I use apple syrup, as mentioned in the paragraph above the one you’re referring to. I clarified, so now it’s easier to follow.

      Enjoy!
      Katsu

  1. Es gibt mittlerweile ja die Apfelsaftkonzentrate im Handel zu kaufen die man 1:4 ansetzt um dann Apfelsaft zu erhalten.

    Um dann Balsamico zu machen würden sich diese Saftkonzentrate sicher gut eignen.
    Gibt es auch in Bio und sind ungefähr gleich was den Preis von Apfelsaft angeht.
    Also 250ml Konzentrat kosten soviel wie dann der fertige 1l Apfelsaft

  2. Hallo Katsu,
    wann gibt man denn die Essigmutter in den Ansatz? Gleich zu Beginn zu den
    Apfelstücken oder erst nach 3-4 Wochen, nachdem abgesiebt wurde? LG, Ursula.

    • Hej Ursula,

      die Mutter entsteht auf natürliche Weise. Wenn du schon eine besitzt und sie hinzugeben möchtest, empfehle ich, das nach dem Filtern zu tun, damit sie nicht mit den Apfelstücken verwächst. Ausserdem sollte die alkoholische Gärphase abgewartet werden.

      Gutes Gelingen!
      Katsu

      • Grüß dich, Katsu!

        Ich habe das letzte Mal vor zwei Jahren Apfelessig gemacht und heute eine Flasche geöffnet.
        Der Essig riecht alkoholisch und beim Schütten reagiert er ähnlich wie Sekt.

        Definitiv ist kein Schimmel, keine Kahmhefe zu sehen, unten hat sich Essigmutter gebildet.

        Kann ich den Essig noch als Lebensmittel nutzen?
        Es sind etliche Flaschen aus derselben Herstellung, wäre echt schade drum…

        Liebe Grüße.

        Ela

        • Hej Ela,

          die Frage kann ich dir nicht beantworten, das musst du selber entscheiden. Parameter zur Entscheidungshilfe sind: Wie wurde fermentiert, wie wurde gelagert, wie ist der pH-Wert, Geruch und Geschmack?

          Alkohol ist die Vorstufe zum Essig, wie du im Beitrag lesen kannst.

          Bleib gesund!
          Katsu

  3. Hallo
    Wie lange lasse ich denn den Apfelbalsamico nach dem Reduzieren ablagern?
    Und soll der normale fertige Apfelessig in geschlossenen Flaschen gelagert werden?
    Besten Dank

    • Hej Andreas,

      du kannst ihn nach ein paar Wochen geniessen, aber auch länger lagern. Ich empfehle, ihn immer mal wieder zu probieren, um den optimalen Zeitpunkt für dich herauszufinden.

      Viel Erfolg!
      Katsu

  4. Hallo Katsu,
    danke für die ausführliche Einleitung. Ich habe es ähnlich gemacht und habe ein paar Fragen:
    1- die Apfelstücke habe ich kurz in den Blender gegeben, daher sind nicht so schwer, unter dem Wasser zu schwimmen. Also die sind nicht komplett unter Wasser. Ist das schlimm? Ich hab zwei Finger Platz gelassen zur Oberfläche.
    2- In unserem Haus ist nicht so warm, knapp 18-19 Grad. Wie viel länger könnte die erste Phase dauern? Wie merke ich das?
    Danke im voraus!
    Alma

    • Hej Alma,

      wenn das Apfelmus auftreibt, rühre es bitte täglich mehrfach um. Und 18-19° C ist zu kühl, kannst du den Essig neben den Herd stellen? Wäre schade, wenn er nicht gelingt.

      Viel Erfolg!
      Katsu

  5. Sag, Du Liebe, welche Früchte kann ich statt Äpfeln und Birnen noch nehmen?
    Muss dabei dann etwas anderes bedacht werden?
    LG Dori

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