“Ach, ihr auch hier?”
Löwenzahn. Allein schon der Name ist extrem klangvoll, in allen Sprachen: Dandelion – Löwenzahn – Pissenlit – Diente de león – Mælkebøtte – … Dass man ausserdem ganz einfach selber aus den Blüten Löwenzahnsekt herstellen kann, ist die Krone auf dem Haupt dieser starken Blume. Manche sagen, diese tolle Pflanze sei Unkraut, weil sie sich so mühelos weit verbreitet. Ich sage: niemals!, und feiere sie an jeder Ecke, an der sie mir entgegenleuchtet.
Löwenzahnsekt ist ein köstliches Frühlingsgetränk, um das Ende des Winters zu feiern
Im späten Frühjahr ist alles voll von den schönen, grossen, gelben Blüten. Sie schmecken lieblich und nektar-honiglich. Kaufen kann man sie nicht, man muss sie selber pflücken. Das macht man am besten fernab von viel befahrenen Strassen und auch nicht unbedingt auf der Hundewiese. Wenn Du einen Garten hast, brauchst Du wahrscheinlich gar nicht viel zu tun, ausser abzuwarten. Bei mit dauerte es knapp drei Jahre, bis die ersten Löwenzähne auftauchten, und jetzt habe ich schon eine ganze Plantage.
Beim Pflücken von wilden Blumen oder Kräutern gelten ein paar Regeln.
- Respektiere die Natur.
- Nimm nur so viel, wie Du selber brauchst.
- Lass immer ein paar Pflanzen stehen, damit sie sich vermehren können.
- Auch Tiere mögen Löwenzahn, klau ihnen nicht zu viel Futter.
- Naturschutzgebiete sind selbstverständlich tabu.
- Zum Sammeln eignet sich ein Korb, da werden die Pflanzen nicht zerdrückt.
Wenn Du die Blüten gesammelt hast, kannst Du Dich an die Zubereitung Deines eigenen Löwenzahnsektes machen.
ZUTATEN
- 1,5 l Wasser
- 15 gr. Löwenzahnblütenblätter
- gut 40 gr. roher Honig
- 1 Zitrone in Scheiben
ARBEITSGERÄTE
- grosser Topf mit Deckel
- 3 Stk. 0,5 Liter Bügelflaschen
Für 15 gr. Blütenblätter, also nur das Gelbe der Blume, musst Du ungefähr 32 Löwenzahnblüten sammeln. Honig kaufst Du am besten bei Deinem lokalen Imker oder auf dem Markt. Und die Zitrone dient als Hilfe gegen Schimmelpilze beim Fermentationsprozess.
Dieses Rezept ergibt 1,5 Liter Löwenzahnsekt und ja, ich nenne dieses Getränk Sekt und das bedeutet, dass es alkoholisch ist.
“Glaubt ihr nicht? Das kann ich euch beweisen!”
Durch die natürlichen Hefen auf den Blüten haben wir ein sehr kraftvolles Futter für die alkoholische Fermentation, bei der die Hefen absterben und Kohlensäure freigesetzt wird. Auch Honig kann man prima zu Alkohol vergären lassen, das bekannteste Ergebnis ist sicherlich der Honigwein Met. In der Kombination der wilden Hefen und dem Honig in diesem Getränk entsteht ein geringer Anteil Alkohol. Löwenzahnsekt schmeckt herrlich herb und nicht so süss wie mein andereres Alkoholferment aus Honig, der leckere Kaffeelikör Katsulua.
ZUBEREITUNG
“Ich hab da mal was gebastelt.”
Die Löwenzahnblütenblätter von allem Grün befreien. Das ist etwas zeitaufwändig, Du wirst dafür jedoch mit einer ganz feinen Süsse ohne bitteren Nachgeschmack belohnt. Die Zitrone in Scheiben schneiden.
Wasser, Löwenzahnblüten, Honig und Zitronenscheiben in einen großen Topf geben, gut umrühren und an einem warmen Platz, zum Beispiel in der Küche neben dem Herd, aufstellen. Deckel aufsetzen nicht vergessen, Krabbelviecher sollen sich nicht am Löwenzahntrunk laben. Im Vorbeigehen immer mal wieder umrühren, das aktiviert die Hefen.
Nach ungefähr 24 Stunden könntest Du das Getränk schon geniessen. Dann ist auch noch kein Alkohol entstanden, so dass auch Kinder probieren dürfen. Es ist keine Löwenzahnlimonade, weil noch keine nennenswerte Kohlensäure entstanden sein wird, sondern eher ein Löwenzahntonikum. Gut gekühlt schmeckt es am besten!
Den Ansatz maximal 2 Tage stehen lassen, er sollte dann leicht moussieren. Wenn dem nicht so ist, bitte trotzdem nicht länger stehen lassen. Das Getränk bekommt durch eine zu lange erste Gärung einen muffigen Beigeschmack. Mithilfe eines feinen Siebes filtern und in die Bügelflaschen füllen. Die Füllhöhe sollte am Ansatz des Halses der Flaschen sein, damit genug Platz für die entstehende Kohlensäure bleibt. Es ist wichtig, dass Du stabile Qualitäts-Bügelflaschen benutzt, die dem im Laufe der Fermentation entstehenden Druck standhalten.
Die abgefüllten Flaschen in der Küche stehen lassen. Zur Sicherheit breite ich gerne ein Küchentuch drüber – selbst, wenn einmal eine Flasche dem Druck nachgibt, habe ich so keine Schrappnellen in der Wohnung.
Löwenzahnlimonade
Nach einem Tag ist schon reichlich Kohlensäure, aber kaum Alkohol entstanden, so dass das Getränk jetzt eine Löwenzahnbrause ist. Es ist noch recht süss. Jede Flasche einmal lüften, das bedeutet, sie leicht zu öffnen und den Druck abzulassen. Danach werden die Flaschen kühl und möglichst lichtgeschützt gelagert. Ich habe einen dedizierten Fermentekühlschrank dafür. Wenn ich den nicht hätte, würde ich die Flaschen im Keller aufstellen. Auch hier kann man Explosionen die Gefährlichkeit nehmen, wenn man ein Tuch oder einen Pappkarton über die Flaschen stülpt.
Während der Zucker aus dem Honig und den Blüten langsam abgebaut wird, nimmt der Alkoholgehalt während der Gärung zu. Ungeöffnet ist der Sekt bei kühler und lichtgeschützter Lagerung mindestens ein Jahr haltbar. Wir trinken ihn gerne zu Silvester, und den Rest zum Begrüssen des neuen Frühlings, also ungefähr ein Jahr später. Dann denkt man gleichzeitig daran, wieder neuen Sekt anzusetzen.
Wie schmeckt Löwenzahnsekt?
Was soll ich sagen? Schmeckt wie Sekt. Mit einem Hauch von Löwenzahnhoniggeschmack. Richtig geil!
“Heute kommt nichts mehr. Also abschalten, tschüss.”
Peter Lustig, Löwenzahn
Alle “Zitate” auf dieser Seite sind von Peter Lustig aus der ZDF-Sendung Löwenzahn.
PS. Wenn Dir bei meinem Rezept etwas unklar ist, frag mich übrigens gerne. Das hilft nicht nur Dir, sondern auch anderen, weil ich es dann besser erklären und im Rezept ergänzen kann. Du findest unten auf der Seite ein Kommentarfeld, das Du benutzen kannst.
Hej!
Bei mir hat sich leider jetzt nach 3 Tagrn so gut wie gar keine Kohlensäure gebildet…habe gestern auf die Flaschen abgezogen.
Könnte es möglicherweise daran liegen, dass die Blüten ziemlich feucht waren, als ich sie gesammelt habe? Durch den dauernden Regen ging das hier nicht anders.
Der Geschmack ist nämlich auch recht wenig intensiv.
Liebe Grüße
Silke
Liebe Silke,
manchmal zeigt sich noch keine Kohlensäure, trotzdem sollte man das Getränk nach spätestens zwei Tagen abfüllen, um den besten Geschmack zu erzielen. Drei Tage ist eventuell auch noch ok, ich drücke Dir die Daumen.
Wenn Du Blüten im Regen pflückst, sind die wilden Hefen natürlich abgewaschen. Eventuell waren in den Blütenblättern versteckt noch genug übrig, dass sie in den Flaschen beginnen können, zu arbeiten. Was passiert, wenn Du die Flaschen leicht öffnest, zischt es dann mittlerweile?
Toi toi toi und viele Grüsse,
Katsu
Do you burp the bottles just the first day as you explain in the recipe or frecuently during all the months you atore them?
Hej Paula,
I stop burping them when I store them to age, but I do make sure they are covered. I like to keep them in my fermentation fridge after the first weeks, too.
Hope it works out for you and you enjoy your homemade blossom champagne as much as I do!
Best,
Katsu
For storage do they need to remain upright? I do have a small wine fridge I could put them in, but they would be laying down horizontally.
Hej Regina,
since there will be a lot of pressure developing I suggest you keep the bottles upright – unless you cork them professionally, like you would do with cava or champagne.
Good luck with your dandelion drink!
Katsu
What could you use instead of lemons (or citrus)
Ginger?
Hej Jenna,
you need the acid mostly for flavor. Any sour juice or pure citric acid should work the same way. The mold will be kept at bay if you stir diligently.
Hope this works for you!
Happy fermenting,
Katsu
danke für das Löwenzahnblüten Sekt Rezept. Es schmeckt lecker, ist gerade 3 Tage alt.
Das freut mich! Ich mach auch gerade einen Ansatz. Herrlich, wie die schönen gelben Blüten wieder überall ihre Köpfe recken.
Wie lange lässt du den Sekt in der Wärme stehen nachdem du ihn in Flaschen abgefüllt hast? Ich hatte ihn 8 Tage auf der Fensterbank und es ist eher eine Löwenzahnessigbrause geworden.
Hej Urda,
wenn Du das Getränk nicht ausfermentieren möchtest, kannst Du es nach 1 Tag trinken. Der Geschmack nach Essig deutet an, dass es zu lange mit Sauerstoff stand, kann das sein? Maximal 2 Tage darf der Sud im Topf stehen, mit Deckel wohlgemerkt.
Du kannst versuchen, die Flaschen bis Ende des Jahres stehen zu lassen, so mache ich das immer. Wenn es allerdings nach Essig schmeckt, wird sich das nicht ändern. Aber Shrubs und Switchel schmecken ja auch lecker.
Ich hoffe, Du kannst den Ansatz noch retten und diese Tips helfen Dir beim nächsten Versuch.
Viel Erfolg!
Katsu
Es könnte sein, dass ich ihn etwas mehr als 2 Tage im Topf hab stehen lassen. Aber mir ist noch nicht ganz klar wie du ihn ausfermentieren lässt. Wie lange lässt du ihn in der Wärme stehen bevor du ihn in den Keller zur Aufbewahrung bringst und geht die Fermentation in der Kälte auch noch weiter?
Ja, genau. Die Fermentation dauert so lange, bis keine verstoffwechselbaren Kohlenhydrate mehr vorhanden sind. In der Kälte dauert das nur deutlich langsamer. Vielleicht hast Du ja Lust, mit einem Gemüse mal einen Versuch zu machen. Drei gleich grosse Gefässe, zu unterschiedlichen Zeiten geöffnet. Das ist oft hilfreich, um die Prozesse zu erfahren – manchmal besser, als nur alles zu lesen.
Gutes Gelingen!
Hallo, also nach den 2 Tagen im topf in flaschen umfüllen. Mit den blüten oder abgesiehen oder gar gefiltert?
Hej Brigitte,
im Rezept steht:”Mithilfe eines feinen Siebes filtern und in die Bügelflaschen füllen.”
Gutes Gelingen!
Katsu
Hallo,
Ich als blutiger Anfänger möchte jetzt auch einmal Löwenzahnsekt ansetzen.
Leider bekomme ich auf die Schnelle keine passenden Bügelflaschen.
Jetzt meine Frage, gehen auch Bierflaschen?
Hej Knut,
wenn die Bierflaschen Beugelbottles sind, kannst du sie benutzen. Kronkorken empfehle ich nicht. Und bitte, wenn du Anfänger bist, ist dieses Rezept nicht geeignet. Sammle Erfahrungen mit Fermenten, die nicht ins Auge gehen können.
Bleib’ gesund!
Katsu
Hallo liebe Katsu, ich möchte gern ein “normales” Löwenzahnferment machen, d.h. über die alkoholische Kohlensäurephase hinaus, damit es wie ein fermentierter Saft quasi wird. Lasse ich es dann abgefiltert einfach etwas länger in der Wärme stehen wie beim Sauerkraut? Ich würde das Ferment auch aus allen Pflanzenteilen machen wollen. Wir haben unlängst fermentierten Löwenzahnextrakt gekauft (teuer!!), der ist zwar mit Milchsäurebakterien hergestellt, aber das sollte doch auch mit der natürlichen Hefe funktionieren? Wie lange würdest Du es warm stehen lassen, so 7-10 Tage? Danke und viele Grüße! Lisa
Hej Lisa,
aus Alkohol wird Essig, das meinst du aber wahrscheinlich nicht? Normale Löwenzahnfermente kenne ich nicht, unter milchsauer fermentiertem Saft bei Löwenzahn kann ich mir vage was vorstellen.
Du dürftest nur wenige Blüten benutzen, zu viel Hefe hat da nichts zu suchen, wenn du keinen Alkohol oder Essig produzieren möchtest. Hacke vor allem die Wurzeln und ein paar Stängel und Blätter grob, benutze maximal 4-5 Blüten pro Liter und bestreue alles mit 2% Salz und schau, wieviel Lake entsteht. Bei Bedarf gib noch 2%ige Lake dazu. Nach 2-3 Wochen kannst du probieren, wenn du es magst, kannst du es abseihen und im Kühlschrank lagern. Es sollte schnell verbraucht werden.
Ich kann mir ehrlich gesagt nicht vorstellen, dass ich dieses Gebräu geniessen würde, aber wenn du es ausprobierst, berichte bitte, ob es deinen Vorstellungen entspricht.
Gutes Gelingen!
Katsu
Ist das lecker.
Habe jetzt die zweite Portion angesetzt. Bei der ersten war ich mit dem Belüften zu vorsichtig und die Kohlensäure war draussen.
Jetzt hat sich schon ordentlich Kohlensäure gebildet und die erste Flasche ist schon wieder leer.
Zum Wohl!